Was ist Mentaltraining?
Mentaltraining basiert auf dem Zusammenspiel zwischen den beiden Denkmodi Unterbewusstsein und Bewusstsein. Da das Unterbewusstsein ca. 95 % unseres Handelns bestimmt, ist es sinnvoll, sich mit diesem Teil unseres Denkens zu beschäftigen.
Der Psychologe und Wirtschaftsnobelpreisträger Daniel Kahnemann bezeichnet das Unterbewusstsein als System 1 und das Bewusstsein als System 2.
„System 1 arbeitet automatisch und schnell, weitgehend mühelos und ohne willentliche Steuerung.
System 2 lenkt die Aufmerksamkeit auf die anstrengenden mentalen Aktivitäten, die auf sie angewiesen sind, darunter auch komplexe Berechnung „ [1]
Beim Mentaltraining werden bewusste Ziele, Vorstellungen und Wünsche, die im Bewusstsein (System 2) entwickelt worden sind, mit speziellen Techniken auf das Unterbewusstsein (System 1) übertragen. Infolge dieser Übertragung beginnt das System 1, die Verhaltensweisen zu automatisieren und ohne permanente willentliche Aufmerksamkeit zu den Zielen, Vorstellungen und Wünsche zu führen.
Erfahrungen mit Mentaltraining
Im geschäftlichen Bereich wird Mentaltraining eingesetzt, um Ziele zu erreichen und Spitzenleistungen zu erbringen.
Mit der optimalen mentalen Vorbereitung gelingt es
- attraktive Vorstellungen von einer zukünftigen Entwicklung in der Realität zu erreichen
- Umsatzziele zu erreichen
- schwierige Gespräche und Verhandlungen erfolgreich abzuschließen
- Konflikten vorzubeugen und gezielt zu begegnen
- ruhig und gelassen in konfliktträchtige Situationen zu gehen
- einen gesunden Wechsel von Anspannung und Entspannung auch in herausfordernden Projekten zu gewährleisten
- u.a.m.
In meiner Praxis habe ich die Erfahrung gemacht, dass Klienten zunächst ungläubig den Möglichkeiten von Veränderungen durch mentales Üben gegenüber stehen.
Hirnforschern ist bewußt, dass die Wirklichkeit nicht wahr sein muss. Die Wirklichkeit ist das, was wirkt. Neuronale und biochemische Prozesse werden von der gedanklichen Wirkung in Gang gesetzt (z.B. das Bilden von Synapsen).
Somit kann eine Affirmation wie „Ich bin gesund“ durchaus zur Heilung führen, wenn sie von einem „wahr“ Kranken genutzt wird.
Kinder sind oft viel weniger skeptisch als Erwachsene, wenn ihnen Hilfe bei der Bewältigung von Problemen angeboten wird.
Gunda Lang berichtet in ihrem Buch „Besser in der Schule – Mentaltraining für Kinder und Jugendliche“ (Verlag Peter Erd München 1997) über ein Projekt, bei dem Schüler mit Mentaltraining vertraut gemacht worden sind. Eine Schülerin berichtet[2]:
„Vor Arbeiten hatte ich immer wahnsinniges Bauchweh. Und während der Arbeit zitterte ich am ganzen Leib. Schrecklich war das, und manche Arbeiten waren dann auch nicht so gut, wie gewünscht. Da half auch Üben nichts. Natürlich bekam ich auch Krach mit meinen Eltern, die meinten, ich sei zu faul…Ich machte Mentaltraining. Ich stellte mir immer vor, dass ich in der Schule gut bin und dass meine Eltern sich freuten und meine Lehrer mich liebten. Das machte ich so vierzehn Tage lang, jeden Tag zweimal. Und tatsächlich stellte sich der gewünschte Erfolg auch ein. Alle Schwierigkeiten waren wie weggeblasen. Toll! Jetzt fielen die Arbeiten auch immer besser aus und der Ärger mit meinen Eltern war auch verschwunden. Ein Glück!
Ganz kurz möchte ich noch einmal etwas anderes ansprechen: Olympia 1988! Ben Johnson hatte Dopingmedikamente genommen und musste ja seine Goldmedaille an Carl Lewis abgeben (100-m-Lauf). Der Trainer von Carl Lewis sagte in einem Interview, er brauche seine Sportler gar nicht zu dopen, er bete und meditiere mit ihnen. Wahrscheinlich macht er mit ihnen auch Mentaltraining und es ist ihr tolles Geheimrezept.“
Mentaltraining im Sport – am Beispiel von Britta Steffen
Viele Mentaltechniken sind im Hochleistungssport entwickelt oder verfeinert worden. Nicht wenige Spitzensportler bedienen sich heute der Unterstützung von Mentaltrainern. So sind beispielweise die Weltklasseschwimmerinnen Franziska von Almsick und Britta Steffen von der Diplom-Psychologin und Mentaltrainerin Friederike Janofske trainiert worden.
Im Interview mit dem „Spiegel“[3] wurde Britta Steffen nach dem Anteil ihrer Mentaltrainerin an ihren Erfolgen gefragt.
„Er ist riesig“, meinte die Sportlerin.
„Wären Sie ohne Frau Janofske auch Olympiasiegerin geworden?“, fragten die Spiegelredakteure.
„Nein“, antwortete Britta Steffen.
Wie konnte die Mentaltrainerin aus der guten Schwimmerin Britta Steffen eine mehrfache Europameisterin, Weltmeisterin, Weltrekordlerin und Olympiasiegerin entwickeln?
Mit dem klassischen Mentaltraining gelang es, die Einheit von körperlicher Hochleistung und geistiger Steuerung bei der Schwimmerin herzustellen. Nach dieser Trainingsphase litt Britta Steffen jedoch noch immer unter Ängsten, die bei Wettkämpfen ihr Leistungsvermögen schmälerten.
Mit einer speziellen Form des Coachings (Hypnotherapie) gelang es, die Ursachen der Ängste, die in einem Schwimmunfall in der Kindheit lagen, zu entdecken und aufzulösen. Danach stieß Britta Steffen zur Weltspitze im Schwimmsport vor.
Éderzito António Macedo Lopes (Éder; Siegtorschütze): “Das ist beeindruckend, was uns gelungen ist. Wir haben viel Kraft in das Spiel gesteckt. Ganz Portugal stand hinter uns. Wir waren der glückliche, aber auch verdiente Gewinner. Ich widme das Tor meiner Mentaltrainerin.” [4]
[1] Daniel Kahnemann: „Schnelles Denken, langsames Denken“ Seite 33, Siedler Verlag München 2012
[2] Gunda Lang „Besser in der Schule – Mentaltraining für Kinder und Jugendliche“ (Verlag Peter Erd München 1997, Seiten 17-18
[3] „Meins, meins meins“, DER SPIEGEL 37/2009 S. 134-137
[4] (Süddeutsche Zeitung vom 11.07.2016 nach dem Finalsieg der Portugiesischen Nationalmannschaft
bei der Fußball-Europameisterschaft)